„18. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik“ 🎥

Sehr geehrter Herr Präsident,

Sehr verehrte Damen und Herren,

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

haben Sie auch die Kinderzeichnung gesehen, die ein syrisches Kind der Polizei geschenkt hat? Auf der einen Seite unter syrischer Flagge, bewaffnete Terroristen, abgetrennte Gliedmaßen. Unter deutscher Flagge, ein Weg, eine Zuflucht, ein sicheres Haus. Es ist nicht ganz klar, wie alt das Kind war, das es gezeichnet hat, ob es Mohamed oder Fatma hieß. Wie auch immer, wir wissen: Es zeigt die Realität! Die Wirklichkeit von Millionen Menschen. Viele von ihnen suchen Schutz. Auch bei uns. Um helfen zu können, brauchen wir alle Kräfte. Der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Denn die Kulturdiplomatie als tragende Säule deutscher Außenpolitik hat eine eigene, besondere Kraft.

Unser verstorbener Kollege Philipp Mißfelder, den ich in unseren Reihen vermisse, hat vor gar nicht allzu langer Zeit an diesem Pult gesagt: „Die AKBP ist das Zaunkönigtum des Deutschen Bundestages.“ Ich weiß nicht, wie viele Hobby-Ornithologen unter uns ihn damals verstanden haben, aber das stimmte: Der Zaunkönig ist winzig klein und sein Gefieder recht unscheinbar. Sein Gesang jedoch ist laut und im Sommer wie im Winter über hunderte Meter weit zu hören! Und ja – so ist auch mit unserer Arbeit im Ausschuss.

Sehr geehrte Kollegen, die AKBP ist nichts weniger als die „Sanfte Macht“ der Außenpolitik. Das, was wir durch die Beziehungen von Künstlern, Wissenschaftlern und die Zivilgesellschaft an Verständigung und Veränderung bewirken können. Und sie kann helfen, kulturell, religiös oder weltanschaulich bedingte Konflikte bewältigen.

Deswegen ist doch klar: Wir brauchen sie! Fluchtursachen bekämpfen wir am besten, wenn wir Menschen nicht nur Dach, Bett und Essen geben, sondern auch eine Perspektive! Auf ein sicheres Leben, auf Bildung und Arbeit. In ihren Heimatländern. Und auch denjenigen, die bei uns bleiben. Gut, dass unser Außenminister Frank-Walter Steinmeier diesen Bereich fördert – weit mehr als seine Vorgänger. Und da wir im Unterausschuss als Zaunkönige für die gemeinsame Sache arbeiten, müssen wir auch bei den jetzigen Haushaltsberatungen nochmal kräftig singen, um gehört zu werden.

Die Flüchtlingsfrage, liebe Kolleginnen und Kollegen, zeigt, wie die Trennung von „Innen“ und „Außen“ aus der Zeit gefallen ist. Willy Brandt hat schon in meinem Geburtsjahr 1980 gesagt: „Die Globalisierung von Gefahren und Herausforderungen – Krieg, Chaos, Selbstzerstörung – erfordert eine Art ‚Weltinnenpolitik‘.“

Wenn sich also wie heute, die Trennung von „innen“ und „außen“, von „hier bei uns“ und „dort bei den anderen“ so sehr aufhebt, muss auch die AKBP den Blick auch nach innen richten. Unsere Mittler können dabei helfen, sie sind gut gerüstet, haben Kompetenz und Erfahrung. Sie können Sprachvermittlung und Integration, sie kennen kulturelle Vielfalt und wissen um die Bedeutung unserer Werte von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Aber einiges müssen wir noch verbessern, wenn wir die Möglichkeiten der AKBP wirklich ausschöpfen wollen. Wir müssen: unsere Mittler besser koordinieren und ihre Kompetenzen eben auch stärker im Inland nutzen.

Zwei Beispiele möchte ich nennen, um deutlich zu machen, wie das gehen kann:

  1. Auch in meinem Wahlkreis Herne-Bochum II haben wir Asylsuchende aufgenommen und zudem Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes NRW errichtet. Wie viele von Ihnen habe ich mir die Situation vor Ort angesehen, mit Ehrenamtlichen, Betroffenen und mit Anwohnern gesprochen. Mir ist dabei aufgefallen: Wir schicken die Kinder in den Kindergarten, die Jugendlichen in die Schule, aber für die jungen Erwachsenen haben wir eine Tischtennisplatte. Aber wir wissen doch: Wo junge Männer nix zu tun haben, gibt es Kloppe. Das war schon immer so. Da müssen wir uns nicht wundern. Warum nutzen wir nicht Smartphones, die jeder hat, mit Online-Angeboten, damit alle direkt die Möglichkeit haben, unsere Sprache und etwas über Deutschland zu lernen? Der Langenscheidt-Verlag hat als privates Unternehmen bereits sein Deutsch-Arabisches Wörterbuch zur Verfügung gestellt, das ist gut. Auch unsere Mittler steigen ein: Die Deutsche Welle hat eine Internetseite geschaltet und das Goethe Institut will nun auch eine App machen. Liebe Kollegen, das ist alles prima!

Aber nicht jeder darf jetzt für sich allein loslegen, sondern es muss koordiniert werden. Das AA, dem ich für seine Arbeit danke, ist bereits auf dem Weg, die Akteure zusammen zu holen: Mein Rat: Fragen Sie auch mal die Menschen, die es betrifft! Die werden ihnen sagen, sie müssen nicht nur eine Zahnbürste kaufen, sondern auch auf der Behörde, mit dem Amtsdeutsch, zurechtkommen.

  1. Ein zweites Beispiel: Der DAAD und das Deutsche Archäologische Institut arbeiten in Kairo zusammen. Dort ist etwas Außergewöhnliches entstanden. Während die Terroristen von Daesh, Isis, in ganz Arabien jahrtausendealte Kulturgüter zerstören, haben sie begonnen, junge Menschen auszubilden, an einer deutschen und der ägyptischen Universität. Sie lernen von Experten, wie man Kultur erhalten, aber auch für die Bevölkerung nutzbar machen kann und bekommen so eine Zukunftsperspektive in ihrem Heimatland. Und zwar gerade nicht indem ausländische Fachkräfte eingeflogen, sondern indem junge Menschen vor Ortbefähigt werden, ihr eigenes Erbe zu sichern – ein gutes Beispiel einer auf Zusammenarbeit setzenden Politik. Es zeigt das Potential gemeinsamer Programme.

 

Liebe Kollegen,

das, was wir brauchen sind Sprachdolmetscher und Kulturdolmetscher gleichermaßen. Tragen wir unseren Teil dazu bei!


Das Video zu meiner Rede könnt ihr euch hier anschauen: