Veranstaltung der Karlspreis-Akademie zur „Conference on the Future of Europe“

Meine Impulsstatement anlässlich der Veranstaltung „Seize the Moment! What to expect from the Conference on the Future of Europe?“ der Karlspreis-Akademie:


Liebe Freundinnen und Freunde der Karlspreis-Akademie,

sehr geehrte Damen und Herren!

Mit der Konferenz zur Zukunft Europas, die am Sonntag beginnt, geht eine Einladung an alle Europäerinnen und Europäer: sich miteinzubringen und die Zukunft Europas gemeinsam mitzugestalten.

Die Konferenz ist eine gesamteuropäische Ideenwerkstatt – für die „großen“ wie die „kleinen“ europäischen Zukunftsfragen.

Und sie kommt zur richtigen Zeit. Jetzt gilt es, die richtigen Lehren aus der Pandemie zu ziehen. Dabei geht es um viele Einzelfragen: Digitalisierung, Forschung, Lieferketten und vieles mehr. Aber der zentrale Punkt europäischer Handlungsfähigkeit lautet: Solidarität.

Europa ist keine Schönwettergemeinschaft. Wir stehen zusammen, wenn es darauf ankommt. Das war die klare Botschaft des europäischen Wiederaufbaufonds. Ein historischer Schritt.

Aber Solidarität entsteht nicht allein durch europäische Vertragstexte. Solidarität entsteht durch die persönliche Begegnung, durch kulturellen Austausch, durch das Gefühl: Wir gehören zusammen; und wir wollen unsere Zukunft gemeinsam gestalten.

Deshalb ist für mich eine zentrale Lehre aus der Krise: Wenn wir Solidarität stärken wollen, kommt es vor allem auf den kulturellen Austausch in Europa an. Die Digitalisierung kann uns hier einen großen Schritt voranbringen. Auch das haben wir in der Pandemie gesehen.

Natürlich kann eine Videokonferenz nicht die persönliche Begegnung ersetzen. Aber sie kann dabei helfen, den europäischen Austausch auf eine viel breitere Basis zu stellen, wenn wir auch die Chancen der Digitalisierung nutzen und wenn wir Menschen erreichen, die bisher noch nicht die Möglichkeit hatten, ihre Erfahrungen, Ängste und Hoffnungen zu teilen und sich am europäischen Diskurs zu beteiligen.

Genau darum ging es auch bei der Konferenz Europe Takes Part, die wir letzte Woche Auswärtige Amt durchgeführt haben. Der italienische, der spanische, die französische und die portugiesische Kulturministerin, ebenso wie die EU-Kommission und Frau Verheyen für das Europäische Parlament waren dabei. Dieser enorme Zuspruch zeigt mir, dass es einen großen Bedarf gibt, gemeinsam über die Zukunft eines europäischen Digitalraums nachzudenken.

Auch unser heutiges Treffen zeigt, dass durch digitale Formate Menschen aus allen Regionen Europas miteinander ins Gespräch kommen können. Ich freue mich, dass auf der zentralen digitalen Plattform der Konferenz – bereits vor dem offiziellen Auftakt – so viele konkrete Vorschläge zur Zukunft Europas eingebracht und diskutiert worden sind.

Für die Bundesregierung kann ich Ihnen zusagen: Uns ist sehr wichtig, dass die im Rahmen der Konferenz entwickelten Vorschläge nicht in der Schublade enden. Am Ende der Konferenz müssen konkrete und greifbare Ergebnisse stehen.

Für die inhaltliche Substanz des Prozesses wird auch die Wissenschaft einen wichtigen Beitrag leisten. Und hier kommt die Karlspreis-Akademie und die von ihr geförderte Forschung zu europäischen Zukunftsthemen ins Spiel. Der Bundesregierung ist es wichtig, den Beitrag von Forschung, Kultur und Bildung für ein gemeinsames Europa zu stärken. Unsere Unterstützung für die Karlspreis-Akademie ist Ausdruck dieses Anliegens.

Drei der vergebenen Stipendien finanziert deshalb das Auswärtige Amt. Ihnen, den Stipendiatinnen und Stipendiaten der Akademie möchte ich besonders danken. Ihre Forschungsarbeiten sind nicht nur aufgrund ihrer fachlichen Erkenntnisse wichtig, sondern auch als Ausdruck und Beitrag zu einer europäischen Forschung – in Europa, zu Europa, für Europa.

Die Bedeutung einer freien, kritischen Wissenschaft kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Gerade in der aktuellen Pandemie zeigt sich, wie wichtig Forschung für unsere Gesellschaften ist –  als neutrale, auf Fakten basierende Entscheidungsgrundlage der Politik. Und auch als Gegenstand internationaler und multilateraler Kooperation. Leider werden derzeit weltweit die Freiräume kleiner. Deshalb ist die Wissenschaftsfreiheit einer der zentralen Pfeiler unserer Science Diplomacy im Auswärtigen Amt.

Gerade vor einigen Wochen haben wir mit dem Hilde-Domin für verfolgte Studierende ein weiteres Programm gestartet, das dieses Ziel mit Leben füllt.

 

Meine Damen und Herren,

Ich bin überzeugt: Es braucht den kritischen und freien Dialog zwischen Forschung, Politik und Gesellschaft und insbesondere mit dem Wissenschaftsnachwuchs. Das ist wichtig, damit wir in Europa vorankommen. Damit die Zukunftskonferenz ein Erfolg wird. Aber auch: damit wir die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, gemeinsam bewältigen werden.

Vielen Dank!