Praktikumsbericht von Sarah Gubitz

Von der Universität in den Bundestag: Meine akademische Laufbahn war bis jetzt sehr vielfältig und hat mir nicht nur Perspektiven auf globale, sondern auch auf detaillierte, lokale Strukturen ermöglicht. In Berlin habe ich im Bachelor Europäische Ethnologie und Regionalstudien Asien/Afrika studiert, aktuell eigne ich mir mit dem Master „Global History“ das historische Hintergrundwissen für diese anthropologische Theorien an. Dennoch ist Politik ein Bereich, der mich einfach nicht loslässt. Wie auch? Schließlich ist alles irgendwie politisch.

Der Blick in den Bundestag und in das Auswärtige Amt stand schon lange auf meiner to-do-Liste. Deshalb habe ich mich umso mehr gefreut, als ich die Zusage für ein dreimonatiges Praktikum im Bundestagbüro von Michelle Müntefering erhielt. Der Deckel passte auf den Topf: Ein internationales Arbeitsumfeld durch den Bezug zum Auswärtigen Amt, der thematischer Schwerpunkt auf den Nahen Osten, Afrika und Geschlechtergerechtigkeit sowie ein junges und motiviertes Team. Die Corona-Pandemie hat natürlich die eine oder andere Herausforderung an uns alle gestellt, trotzdem war das Praktikum eine wertvolle Erfahrung, die ich für meine spätere Berufswahl nicht missen möchte.

Nicht nur politische Inhalte, sondern auch die Werkzeuge der Politik habe ich kennengelernt. Wie sieht der Alltag einer Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik aus? Wie funktionieren Entscheidungsprozesse innerhalb einer Fraktion? Was sind die Chancen und Herausforderungen von Abgeordneten in ihrem Berufsalltag? Wie kann Kultur als Bindeglied zwischen Zivilgesellschaft und Politik eingesetzt werden? Wer ist an den Entscheidungsprozessen von Auswärtiger Politik beteiligt? Zu all diesen Fragen konnte ich Antworten durch meine Tätigkeitsbereiche als Praktikantin finden: die Vorbereitung von Terminen und Veranstaltungen, Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit, inhaltliche Recherchen sowie die Teilnahme an den digitalen Arbeitsgruppen der SPD „Kultur und Medien“ und „Außenpolitik“, für die ich Protokolle anfertigte, bildeten das breite Spektrum an Lernmöglichkeiten ab.

Aber auch Netzwerke sind etwas, das ich aus meinen Praktikumserfahrungen mitnehme. Durch Gespräche mit den unterschiedlichsten Personen habe ich in Bezug auf meine künftige Berufswahl viel gelernt. Die enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Teams hat vor allem einen Einblick in den Alltag unterschiedlicher Tätigkeitsbereiche ermöglicht: Die Aufgabenbereiche der Mitarbeitenden im Auswärtigen Amt, der Arbeitsalltag von Fraktionsmitarbeitenden, welche die Arbeitsgruppen vorbereiten, die Aufgaben der Büroleitungen und wissenschaftlichen Mitarbeitenden sowie der Job studentischer Hilfskräfte. Die Teams im Bundestagsbüro, Wahlkreis und Auswärtigen Amt haben mich sehr freundlich aufgenommen und mich selbstständig arbeiten lassen – danke dafür!

So nah an der Politik zu sein motiviert mich in meinen eigenen Handlungsbedürfnissen. Besonders die Besuche der Plenardebatten im Bundestag haben mir viel kritischen Input zur Reflexion gegeben – nicht nur was meine eigene politische Bildung besonders in Bezug auf die Bundestagswahl 2021 betrifft, sondern auch zu den Themen, zu denen ich zukünftig meinen Beitrag leisten möchte und bei denen ich Veränderungsbedarf erkenne. Auch, wenn das Praktikum ein kleiner Schritt auf einem langen Weg der Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten war, so weiß man nie, welche Wege sich noch einmal im Leben kreuzen. Und vielleicht führen sie ja doch zurück in den Bundestag!