Wie kommt die Welt aus dem Krisenmodus heraus und was ist seitens Politik, Finanzwelt und Wirtschaft dafür zu tun? Darüber tauschten sich am Dienstag, 10. August 2021, SPD-Chef Norbert Walter-Borjans und die SPD-Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering und Axel Schäfer mit den GLS Bank-Vorständen Thomas Jorberg und Aysel Osmanoglu aus.
Sie diskutierten über die richtigen Rahmenbedingungen und die erforderlichen Transformationen für eine nachhaltige Wirtschaft und eine gerechte Gesellschaft. Der Bericht des Weltklimarats IPCC, der am Tag zuvor veröffentlicht wurde, verdeutlicht die katastrophalen Auswirkungen der Erderwärmung und zeigt die Notwendigkeit der Integration des Klimaschutzes in die Finanzpolitik.
„Als Warnschuss kann man die Ergebnisse des IPCC-Berichts kaum noch bezeichnen“, erklärte der SPD-Bundesvorsitzende Norbert Walter-Borjans. „Es ist ein wiederholtes und unüberhörbares Alarmsignal, dass wir etwas ändern müssen.“ Er sagte weiter: „Ich beschäftige mich seit Jahren intensiv mit der Frage von Finanzgerechtigkeit im sozialen und ökologischen Bereich. Und ich finde, dass die GLS Bank eine Pionierfunktion hat: darin, den Blick darauf zu lenken, welche Transformationen im Finanzbereich möglich sind. Im Austausch heute ist deutlich geworden, wie Finanzinstitute und andere Unternehmen aus sich heraus Veränderungen in Gang setzen, wenn Politik den richtigen Rahmen setzt. Das lässt Hoffnung aufkommen, dass die weitere Zerstörung gestoppt werden kann und wir zu einer Gesundung des Gesamtsystems gelangen.“
GLS Bank-Vorstandssprecher Thomas Jorberg verwies darauf, dass es ein Überangebot an Geld in den Märkten gibt, jedoch immer noch so getan werde, als sei das Geld knapp. „Das Gebot der Stunde wäre: Raus mit der Schuldenbremse aus dem Grundgesetz und stattdessen eine CO2-Bremse einfügen.“
Jorberg führte aus: „Was ist das Knappste, das wir haben? Die Natur und die Gesundheit. Wir tun aber so, als ob beides endlos vorhanden wäre, und beides wird nicht bepreist. Das Knappste muss seinen Preis erhalten und das ist die Aufgabe der Politik. Das ist die Rahmenbedingung, die es zu verändern gilt. Vor dieser Aufgabe stehen wir jetzt. Ich glaube, in der Bevölkerung gibt es dafür eine hohe Akzeptanz. Aber es ist noch nicht genug Wille da, das tatsächlich umzusetzen. Politik ist fürs Ganze zuständig – und nicht für alles.“
Der Bankvorstand verwies auf einen weiteren Punkt: „Zudem müssen wir massiv regenerativen Strom ausbauen und den Preis so attraktiv gestalten, dass sich regenerative Energien rechnen. Dann werden Anlagen tatsächlich gebaut und es wird investiert. Momentan haben wir die Situation, dass es preisgünstiger ist, Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen zu bauen als auf Dächern.“
Die SPD-Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin Michelle Müntefering erklärte, dass Geld Verantwortung bedeute. Nachhaltigkeit sei längst kein Nischenthema mehr. „Nachhaltige Finanzprodukte kommen im Mainstream an. Bei der GLS Bank, die hier eine Vorreiterfunktion hat, gibt es eine hohe Nachfrage danach. Sie ist mit einem Modell erfolgreich, bei dem Soziales und Nachhaltigkeit nicht voneinander getrennt, sondern zusammen gedacht sind. Wir müssen etwas tun, wenn wir Klimaneutralität erreichen wollen. Es eint uns, Nachhaltigkeit und Soziales zusammen zu denken.“
Bundestagsabgeordneter Axel Schäfer betonte: „Das Spannende an unserem Gespräch ist, dass wir in unterschiedlichen Funktionen und Verantwortungen über notwendige gesellschaftliche Entwicklungen reden und dabei die Schwierigkeiten der jeweils anderen Seite sehen können.“