Im Film könnte man daraus fast eine Verwechselungsgeschichte machen. Denn Paul (17) und Steven (18) haben für ein Jahr ihr Leben in Deutschland und den USA getauscht. Herne gegen Indiana und Tennessee gegen Herne.
Ausgelöst wurde das alles durch Michelle Müntefering, die ist nämlich Patin des Parlamentarischen Patenschaftsprogramm, durch das junge Menschen die Chance haben, in den USA zur Schule zu gehen. Die Abgeordnete warb auch in der WAZ, dafür, dass auch Herner Familien ihre Türen für ein Austauschkind öffnen. Gastmutter Nicole Martin: „Für uns ist es sehr wertvolle Erfahrung, Gastfamilie sein zu dürfen.“
Das zeigte Wirkung. Als der junge Herner Paul Martin dann vor fast einem Jahr als Patenkind ausgewählt wurde und nach Osceola /Indiana in die USA ging, nahm seine Familie prompt einen jungen Amerikaner als Gastschüler auf. Während Paul also gerade weit weg von Herne seinen Schulabschluss geschafft hat, geht Steven auf das Gymnasium Eickel.
Und während Paul hin und wieder einige Fotos an Hernes Bundestagsabgeordnete schickt, besuchte nun Steven die Politikerin im SPD-Büro an der Bochumer Straße.
Seit September letzten Jahres erlebt Steven bereits was es heißt, in Deutschland zu leben. Er geht in die 11. Klasse des Gymnasiums Eickel, hat Freunde gefunden und diskutiert mit der Bundestagsabgeordneten auf Deutsch, nur manchmal noch sucht er in der Muttersprache nach den richtigen Formulierungen. Später im Leben Deutschland zurückkommen, das kann er sich gut vorstellen. Aber erst einmal will er in Kentucky Mathematik studieren.
In Deutschland hat er die Chance genutzt und Städte von Düsseldorf bis Berlin besucht, außerdem war er mit der Schule, dem Leistungskurs Englisch in Irland und privat auch noch in Amsterdam. Zu einigen Musik-Konzerten fuhr er mit der Bahn, die er super findet, weil es “diese gute Vernetzung” so bei ihm Zuhause nicht gäbe, dort bräuchte man immer ein Auto. Außerdem trägt Steven inzwischen zwei kleine Ringe im Ohr.
Als Michelle Müntefering ihn fragt, ob er sich in diesem Jahr in Herne verändert hat, antwortet er: “Ich bin offener geworden.” Seine Gastmutter kann das nur bestätigen.
Während sich alle nun nach einem Jahr auf ihr Zuhause freuen gibt es aber schon erste Pläne für ein Wiedersehen. Wo, das steht noch nicht fest: klar ist aber schon, es wird ein großes und auch ein doppeltes Familientreffen, mit Steven und Paul.
Hintergrund:
Das PPP für junge Berufstätige ist ein Austauschprogramm des Deutschen Bundestages und des US-Kongress. Durch das Stipendium können die Teilnehmenden ein Jahr bei einer Gastfamilie in den USA leben, am College studieren und ein Praktikum absolvieren.
Bewerben können sich Personen im Alter von 16 bis 24 Jahren, die zum Zeitpunkt der Ausreise (August 2024) ihre Berufsausbildung abgeschlossen haben und die USA kennenlernen möchten. Bewerbungsfrist ist der 8. September 2023.
Es besteht die Möglichkeit, sich auch hier in Deutschland zu engagieren. Ob Patchwork- oder Regenbogenfamilien, Ersatzgroßeltern, „traditionelle“ Familienformen oder alleinerziehende Gastgeber und Gastgeberinnen – für die Gruppe der jungen Berufstätigen des PPP aus den USA sucht die Austauschorganisation Cultural Vistas gGmbH Gastfamilien in ganz Deutschland, die einem jungen Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren ein Zuhause auf Zeit schenken möchten.